Zeitumstellung – Und täglich grüßt das MurmeltierLesezeit ~ 11 Min.

Von torsten, 23. Oktober 2025, aktualisiert am 28. Oktober 2025.

Seit vielen Jahren gibt es große Debatten darüber, ob die Zeitumstellung, Sommer-, Winterzeit, sinnvoll ist oder nicht. Die Europäische Union hat zuletzt 2018 erstmals eine EU-weite Umfrage gestartet, mit eindeutigem Ausgang. Doch bis zum heutigen Tage ist nichts passiert. Warum? Weiterhin findet man keine Einigkeit in den EU-Staaten. Doch was sind die Folgen und wie handhabt es der Rest der Weit?

Zeitumstellung Sommer/Winter – Hintergründe

In Deutschland wurde die Sommerzeit 1980 eingeführt, in Frankreich schon Mitte der 70er-Jahre. Sie war bis dahin seit dem Ersten Weltkrieg (1916) immer mal da und wurde wieder abgeschafft. Erst seit 1981 ist sie dauerhaft gültig, aus Gründen der Energieeinsparung, die es nie gegeben hat. Seit 2002 ist die Sommerzeit EU-weit geregelt. Offiziell handelte es sich nicht mehr um eine bessere Energieeffizienz, sondern um eine Anpassung im europäischen Binnenmarkt. Dies betrifft auch den Güterverkehr der Bahn und Luftfahrt. Dabei wird die Sommerzeit im März um eine Stunde vorgestellt und im Oktober dann wieder eine Stunde zurück. Bis zum heutigen Tag gibt es dabei bei vielen Menschen große Verwirrung.

Eselsbrücke: Im Frühjahr werden die Gartenstühle nach draußen gestellt, im Herbst wieder ZURÜCK in das Haus.

Gesundheitliche Aspekte der Zeitumstellung

Zeitumstellung
Zeitumstellung – Sommerzeit abschaffen oder beibehalten?

Besonders empfindliche Menschen reagieren auf die Zeitumstellung ganz enorm. Doch jeder Mensch reagiert anders darauf. Laut Studien betrifft es jedoch jeden Vierten. Dennoch gibt es eine Studie der Bundesregierung, die alarmierende Ergebnisse zeigt. Das Dokument kann hier heruntergeladen werden.

Gehe ich von mir aus, so habe ich jedes Mal mächtig mit mir zu kämpfen und das zum Teil bis zu einer Woche. Ganz empfindliche Menschen können sogar bis zu 4 Wochen Probleme haben.

Das hat etwas mit unserem Tag-Nacht-Rhythmus zu tun. Infolgedessen gibt es eine erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten, da das Immunsystem geschwächt werden kann. Aufgrund von Übermüdung am Tag nach der Umstellung werden auch vermehrt Verkehrsunfälle festgestellt. Laut dem »Auto Club Europa« steigt das Unfallrisiko um 20 % im Vergleich zum Vormonat.

Menschen, die medizinisch versorgt werden müssen, kommen zudem in Probleme. Viele Medikamente müssen in einem bestimmten Abstand eingenommen werden. Hier ist eine Anpassung zu jeder Umstellung oft unumgänglich. Dies betrifft natürlich auch kranke Tiere.

(Nutz-) Tiere wie Milchkühe leiden ebenfalls unter der Umstellung, müssten sie nun eine Stunde früher die geforderte Menge an Milch liefern. Das schaffen sie natürlich nicht und benötigen ca. eine Woche, bis sie die Umstellung verkraftet haben. Auch Hunde oder Katzen verstehen nicht, wieso sie jetzt eine Stunde früher oder später ihr Futter bekommen. Sie haben einen festen Rhythmus, der nicht einfach nachts um 3 umgestellt werden kann.

Und Wildtiere stellen ihre innere Uhr auch nicht um. Zur Dämmerung gehen Sie vermehrt auf Futtersuche und infolgedessen über Straßen. Durch die Zeitumstellung und damit der Verschiebung des Berufsverkehrs wurden in dieser Zeit vermehrt Wildunfälle festgestellt.

Die DAK führt seit min. 2015 Umfragen durch. Das Ergebnis ist ungefähr immer das Gleiche: Zwischen 73 % und 78 % halten die Zeitumstellung für überflüssig (Quelle).

Die große EU-Umfrage 2018

Am 05. Juli 2018 hat die EU eine öffentliche Umfrage ins Netz gestellt. Jeder der 510 Millionen EU-Bürger war dazu aufgerufen, daran teilzunehmen. Bis zum 16. August 2018 lief die Umfrage.

Das Ergebnis der Umfrage und der weitere Verlauf

Laut EU-Kommission haben 4,6 Millionen Bürger an der Umfrage teilgenommen. Dies sei die bisher größte Beteiligung an einer EU-Umfrage. Angesichts der 510 Millionen Bürger hätte ich jedoch deutlich mehr Teilnehmer erwartet. Das Ergebnis: Sagenhafte 84 % waren gegen die Zeitumstellung! Die EU-Kommission warnte allerdings schon davor, die Ergebnisse der Umfrage zu ernst zu nehmen.

Laut Informationen der EU-Kommission vom 31. August 2018 waren 84 % der Teilnehmer gegen die Zeitumstellung. »Der (damalige) Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker‚ hat die Frage der Sommerzeit auf die politische Tagesordnung gesetzt und damit seinem Grundsatz entsprochen, dass die EU sich in großen Fragen groß zeigen, aber den Mitgliedstaaten Entscheidungen überlassen soll, für die diese am besten geeignet sind.«, so in einer Pressemitteilung der EU-Kommission, in der es auch konkrete Zahlen gab. Es lief da hinaus, dass jedes Land selbst entscheiden könne, welche Zeit – Winter (MEZ), oder Sommerzeit – als feste Zeit verwendet werden soll. Es wäre dann also möglich, dass Deutschland künftig nur noch die Sommerzeit hat, das Nachbarland Tschechien jedoch nur die Winterzeit.

Daraufhin hat das EU-Parlament 2019 tatsächlich die Abschaffung ab 2021 beschlossen! Aber warum stellen wir immer noch die Uhren um? Weil der Ball beim Europäischen Rat liegt – also bei den einzelnen Mitgliedstaaten. Und die können sich nicht einigen.

Beides hat massive Nachteile. Bei permanenter Sommerzeit wäre es im Winter im Westen Europas (z.B. Spanien) teils bis 10 Uhr morgens dunkel. Die Sorge vor einem „Flickenteppich“ aus verschiedenen Zeitzonen in Europa und andere Krisen (Krieg, Energie) haben das Thema von der Agenda verdrängt. Aktuell liegt der Beschluss auf Eis – vermutlich bis mindestens 2027.

Die Situation im Ausland

Staaten ohne Zeitumstellung (Auswahl)

Ein kleiner Überblick relevanter, europäischer (oder politisch/geografisch naher) Länder, die diesen Schritt bereits vollzogen haben:

  • Russland: Hat die Zeitumstellung 2014 abgeschafft und befindet sich seitdem in der permanenten Normalzeit (Winterzeit).
  • Türkei: Hat die Umstellung 2016 beendet und nutzt seitdem dauerhaft die Sommerzeit.
  • Island: Verzichtet schon sehr lange, seit 1968, auf die Zeitumstellung.
  • Belarus (Weißrussland): Schafft die Zeitumstellung ebenfalls nicht mehr ab (folgte Russland 2011).
  • Grönland: Obwohl geografisch zu Nordamerika gehörend, aber politisch mit Dänemark verbunden, hat der Großteil Grönlands die Zeitumstellung 2023 abgeschafft, um näher an der europäischen Zeit zu sein.

Konkrete Planungen – der Fall Ukraine

Die Ukraine hatte die Abschaffung der Zeitumstellung sehr konkret geplant. Das ukrainische Parlament hatte im Sommer 2024 beschlossen, die Zeitumstellung abzuschaffen und ab 2025 dauerhaft in der Normalzeit (UTC+2) zu bleiben. Als Gründe wurden neben der Gesundheit auch die Abgrenzung von Russland (das in einer anderen Zeitzone liegt) und die Stärkung der nationalen Sicherheit genannt.

Aktueller Status (Oktober 2025): Dieser Plan wurde jedoch kürzlich gestoppt. Das Gesetz wurde vom Präsidenten nicht unterzeichnet und ist damit nicht in Kraft getreten. Die Ukraine wird also, entgegen der ursprünglichen Planung, auch Ende Oktober 2025 die Uhren auf die Normalzeit zurückstellen.

Innerhalb der EU gibt es derzeit keine konkreten nationalen Pläne zur Abschaffung, da alle auf die blockierte EU-Einigung warten. Außerhalb der EU haben es mehrere Länder bereits umgesetzt.

Die USA und die Zeitumstellung

Die Situation in den USA ist, ähnlich wie in der EU, kompliziert und uneinheitlich, allerdings auf eine andere Weise. Hier sind die wichtigsten Punkte zur Zeitumstellung (genannt Daylight Saving Time oder DST) in den USA:

1. Kein einheitliches System

Anders als in der EU, wo die Umstellung für alle Mitgliedsstaaten (bis auf wenige Ausnahmen) gilt, ist es in den USA ein „Flickenteppich“:

  • Keine Zeitumstellung: Zwei Bundesstaaten machen bei der Zeitumstellung nicht mit und bleiben das ganze Jahr über in ihrer Normalzeit (Standard Time):
    • Hawaii
    • Arizona (mit Ausnahme der „Navajo Nation“, die sich an die Umstellung hält)
  • Alle anderen 48 Staaten stellen die Uhren um.
  • Auch die US-Territorien wie Puerto Rico, Guam und die US-Jungferninseln verzichten auf die Zeitumstellung.

2. Die Debatte um die Abschaffung („Sunshine Protection Act“)

Es gibt in den USA eine massive politische Debatte, die der in Europa sehr ähnlich ist.

  • Wunsch nach Abschaffung: Sehr viele Bundesstaaten (über 30) haben in den vergangenen Jahren Gesetze verabschiedet, um die Zeitumstellung abzuschaffen.
  • Das Problem: Die meisten dieser Staaten wollen jedoch dauerhaft in der Sommerzeit (Daylight Saving Time) bleiben. Das ist ihnen nach aktueller Bundesgesetzgebung (dem Uniform Time Act von 1966) aber verboten. Ein Bundesstaat darf zwar beschließen, in der Normalzeit („Winterzeit“) zu bleiben (so wie Arizona), aber nicht dauerhaft in der Sommerzeit.
  • Der „Sunshine Protection Act“: Um dieses Bundesgesetz zu ändern, gab es 2022 eine Initiative im US-Kongress. Der US-Senat stimmte einstimmig für den „Sunshine Protection Act“, der ab 2023 die dauerhafte Sommerzeit einführen sollte.
  • Das Scheitern: Das Gesetz scheiterte jedoch im Repräsentantenhaus und wurde nie von Präsident Biden unterzeichnet.

3. Aktueller Status (Oktober 2025)

Anfang 2025 wurden neue Gesetzesentwürfe (wieder unter dem Namen „Sunshine Protection Act of 2025“) in beiden Kammern des Kongresses eingebracht. Diese wurden jedoch bisher nur an die zuständigen Ausschüsse verwiesen und es gab keine Abstimmung darüber. Auch der designierte US-Präsident Trump hat sich kürzlich dafür ausgesprochen, die Zeitumstellung zu beenden.

Die Zeitumstellung in Asien und Afrika

Die überwältigende Mehrheit der Länder in Asien und Afrika verwendet heutzutage keine Zeitumstellung. Für die meisten Länder auf diesen Kontinenten gilt das ganze Jahr über ihre jeweilige Normalzeit (Standard Time).

Der Hauptgrund dafür ist jedoch geografisch: In der Nähe des Äquators (wo ein Großteil Afrikas und Südasiens liegt) sind die Tageslängen über das ganze Jahr hinweg sehr stabil. Die Sonne geht jeden Tag ungefähr zur gleichen Zeit auf und unter. Eine Zeitumstellung, um „das Tageslicht zu verschieben“, ergibt dort wenig bis gar keinen Sinn.

Große asiatische Länder wie China, Japan, Indien und Südkorea nutzen keine Zeitumstellung.

Es gibt Ausnahmen:

Obwohl die meisten Länder darauf verzichten, gibt es auch 2025 einige bemerkenswerte Ausnahmen, die die Zeitumstellung (Sommerzeit) noch nutzen:

Afrika:

  • Ägypten: Hat die Zeitumstellung nach mehrjähriger Pause im Jahr 2023 wieder eingeführt, um Energie zu sparen. Sie stellen also 2025 wieder zwischen Sommer- und Winterzeit um.
  • Marokko: Hat eine Sonderregelung. Das Land ist 2018 eigentlich zur dauerhaften Sommerzeit (UTC+1) gewechselt. Sie setzen die Uhr jedoch speziell für den Fastenmonat Ramadan zurück (zur Normalzeit UTC+0) und stellen sie danach wieder vor.

Asien:

  • Israel
  • Palästina
  • Libanon

Die Historie

Viele Länder haben mit der Zeitumstellung experimentiert und sie später wieder abgeschafft.

  • China: Hatte die Sommerzeit von 1986 bis 1991 eingeführt, sie dann aber wieder abgeschafft.
  • Südkorea: Experimentierte ebenfalls mehrfach damit, zuletzt Ende der 1980er Jahre.
  • Japan: Hatte die Zeitumstellung kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, schaffte sie aber schnell wieder ab.
  • Afrika: Diverse Länder wie Südafrika, Namibia oder Tunesien haben die Zeitumstellung in der Vergangenheit genutzt, sind aber inzwischen alle zur permanenten Normalzeit zurückgekehrt.

Die Zeitumstellung ist aber tatsächlich viel älter. Die Einführung in den 1970er und 1980er Jahren, die wir heute kennen, war in den meisten europäischen Ländern lediglich eine Wiedereinführung nach der Ölkrise 1973.

Die ursprüngliche, staatlich verordnete Zeitumstellung ist ein „Kind der Krisen“ des 20. Jahrhunderts.

Die „Geburt“ im Ersten Weltkrieg (1916)

Die allererste flächendeckende, staatliche Einführung der Zeitumstellung fand während des Ersten Weltkriegs statt.

  • Wer: Die Pioniere waren das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn. Sie führten die Sommerzeit am 30. April 1916 ein.
  • Warum: Der Grund war derselbe wie in den 70er Jahren – Energieeinsparung. Man wollte Kohle sparen, die für die Rüstungsindustrie benötigt wurde. Durch die „gewonnene“ Stunde Tageslicht am Abend sollte der Verbrauch an künstlicher Beleuchtung reduziert werden.
  • Verbreitung: Viele andere Länder, darunter Großbritannien, Frankreich und die USA, folgten diesem Beispiel noch während des Krieges.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs schafften die meisten Länder (auch Deutschland 1919) die ungeliebte „Kriegszeit“ wieder ab.

Die zweite Welle im Zweiten Weltkrieg (ab 1940)

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Sommerzeit aus exakt demselben Grund – Energieeinsparung für die Kriegswirtschaft – in vielen Ländern, einschließlich Deutschland (1940), wieder eingeführt. Diese Phase war in Deutschland besonders chaotisch:

  • Von 1940 bis 1942 gab es keine Rückstellung – die Sommerzeit galt zwei Jahre lang ununterbrochen.
  • Nach dem Krieg herrschte in Deutschland ein Durcheinander. Es gab unterschiedliche Regelungen in den verschiedenen Besatzungszonen.
  • 1947 gab es in Deutschland sogar eine „Hochsommerzeit“ (MEHSZ), bei der die Uhr zwei Stunden vorgestellt wurde. Das war eine extreme Notmaßnahme direkt nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Grund für die „Mitteleuropäische Hochsommerzeit“ (MEHSZ) war die katastrophale Energiekrise in Deutschland. Es gab 1947 jedoch nicht nur die MEHSZ. Denn der Ablauf war gestaffelt: Zuerst wurde die Uhr (wie heute) eine Stunde vorgestellt. Für die hellsten Wochen des Jahres (vom 11. Mai bis zum 29. Juni) wurde die Uhr noch eine weitere Stunde vorgestellt (also +2 Stunden zur Normalzeit). Danach ging man zurück auf die normale Sommerzeit (+1 Stunde), bevor im Herbst auf die Normalzeit zurückgestellt wurde.

Die „Ruhephase“ (1950–1979)

Nach 1949 wurde die Zeitumstellung in beiden Teilen Deutschlands (BRD und DDR) und in vielen anderen europäischen Ländern wieder abgeschafft. Es gab fast drei Jahrzehnte lang keine Sommerzeit.

Erst die Ölkrise 1973 brachte die Regierungen in Europa dazu, die alten Pläne zur Energieeinsparung wieder aus der Schublade zu holen, was zur Wiedereinführung führte (in der BRD und DDR dann 1980).

Was bleibt also?

Wir hängen fest. Die gesundheitlichen Nachteile sind wissenschaftlich belegt, der ursprüngliche Nutzen (Energiesparen) ist widerlegt, und die Bevölkerung will es nicht. Trotzdem werden wir auch weiterhin wieder an der Uhr drehen, im Frühjahr und im Herbst.

Bild: AI-generiert



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